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NEUES AUS DER
MUSIKWELT
POP
Le Pop Musik/Groove Attack CD
(36') j
Leicht, aber nicht zu seicht. Auch das ;
zweite Werk der
2 2
-jährigen Béatri- j
ce Martin, die unter dem Künstler- :
namen „Piratenherz“ firmiert, sprüht !
vor Melodien. Von ihrem
2
OO
9
er-
0
e- :
büt wurden in Frankreich und ihrer ;
Heimat Québec mehr als
6 0 0
ooo Al-
ben verkauft. Wie selbstverständlich ;
schüttelt sie aparte Melodien aus :
dem Ärmel, die zwischen Chanson, ;
Pop und Rock oszillieren, die Genre- ;
frage aber letztlich unterlaufen. Un- !
bekümmertheit, Einfallsreichtum :
und keine falsche Scheu vor Ohr- ;
wurmern outen sie als die eher ex- |
trovertierte,
temperamentvolle ;
Schwester im Geiste von Marit j
Larsen.
va \
MUSIK * * * *
KLANG ★ ★ ★ *
Jennie Abrahamson
THE SOUND OF YOUR BEATING.
..
How Sweet The Sound/Cargo CD
(47 )
Liebevoller Pop, sinfonische Ver-
spieltheit, Elektro-Beats und eine
gleichzeitig kraftvolle und zarte
Stimme, die an Tori Arnos oder Lyk-
ke Li denken lässt. Trotz aller zu-
ckersüßen Verführungskraft hat die
aus dem nordschwedischen Umeä
stammende Jennie Abrahamson ei-
ne angenehm spröde Ausstrahlung,
die ihre „catchy“ Popnummern vor
zu viel Anbiederung und Kommerz
bewahrt. Kitsch? Nein, nicht wirklich.
„Running", „Give It Up“ oder „Hole In
You“ etablieren sich sogar als knuf-
fig-spacige Songs mit viel Ohrwurm-
potenzial, die selbst Kate Bush oder
Bjork schon lange nicht mehr so ver-
führerisch gelungen sind.
pb
m u s ik *
*
KLANG ★
Grand Hotel Van Cleef/Indigo CD
(4Г)
Auch als LP erhältlich
Ihnen gelang es einst, hötzern-lehr-
stückhafte Texte sinnenfroh ‘rüber-
zubringen, doch das scheint Kettcar
jetzt nicht mehr hinzubekommen.
Auf ihrem trockenen neuen Album
wollen uns die Hamburger zum pas-
sablen, aber verwaschen abge-
mischten Deutschrock Einsichten,
die wir ohnehin auswendig kennen,
als neu verkaufen. Sei es nun die,
dass in der Liebe Taten mehr zählen
als Worte („Rettung“), oder die. dass
das Leben weiß Gott eins der
schwersten ist („Kommt ein Mann in
die Bar“). Verquaster Gymnasias-
tenrock mit viel Überbau und keinem
tragfähigen Unterbau.
hake
Laura Gibson
LA GRANDE
City Slang CD (auch als LP erhältlich) (36‘)
Mit der Lofi-Ästhetik ihrer frühen i
Platten hat die vormals als Folk-Fee ;
gepriesene Laura Gibson gebrochen j
und den sie begleitenden Freunden j
(Musikanten von Calexico, Decern- j
berists, M. Ward und anderen) vor |
den Aufnahmen klargemacht, was j
ihr an öfter ätherischen und dann j
wieder rhythmisch geerdeten Songs ;
vorschwebt. Einziges nostalgisches j
Zitat (aus versunkener Schellack- j
Ära) ist das an Billie Holiday ge- j
mahnende „The Rushing Dark“. Da- |
gegen zelebrieren Songs wie „The j
Fire" und „Feather Lungs“ mit sehr j
analogen Klängen regelrecht einen i
Optimismus, für den sie bislang eher i
nicht bekannt war.
F.Sch,
j
M USIK * * - <
KLANG * *
M U SIK ★ * ★
KLANG ★ ★
* ★
Milking Bult/EMI CD
(39 )
Auch als LP erhältlich
lies zwar gegen eine ausgetüftelte-
re Produktion eingetauscht, trotz-
dem klingen ihre Neufassungen von
Country-Classics nie nach Arbeit,
sondern nach viel, viel Spaß. Man
hört Norah Jones
8
Co. an, dass ih
nen die Pflege alter Songs von Lo-
retta Lynn, Dolly Parton, Willie Nel-
son, (ohnny Cash etc, eine Her-
zensangelegenheit ist. Jim Campi-
longo erhält diesmal mehr Raum für
seine irren Gitarrenlicks, der Mann
ist ein Ass an der Fender Telecaster.
Was als Freizeitvergnügen begann,
hat sich zum Erfolgsprojekt ge-
mausert. Den Jamsession-Charak-
ter des Debüts haben die Little Wil-
hake
m u s ik *
* * *
KLANG ★ ★
* *
Ana'fs Mitchell
YOUNG MAN IN AMERICA
Wilderland/Soulfood CD
Sie singt, als könne sie kein Wäs-
serchen trüben, doch so harmlos,
wie es den Anschein hat, ist Anai's
Mitchell nun wirklich nicht. Mit ih-
rer mädchenhaft-unschuldigen Stim-
me erzählt sie ein ums andere Mal
garstige Songgeschichten. Hat die
New Yorkerin in der
2 0 1 0
auf Ton-
träger gebannten Oper „Hades-
town“ den antiken Mythos von Or-
pheus und Eurydike in eine posta-
pokalyptische Zukunft verlegt, so
führt sie ihr Weg auf dem großarti-
gen vierten Album durchs heutige
Amerika. Ausgehend vom derzeiti-
gen wirtschaftlichen Niedergang
der USA landet die studierte Poli-
tologin bei einer nicht gerade
schmeichelhaften Schilderung ihrer
Landsleute.
Mit Unterstützung von Todd Sicka-
foose, der schon den Vorgänger pro-
duzierte, hat die
3 0
-Jährige wunder-
bare Americana-Songs aufgenom-
men und zeigt darin dem Land der
unbegrenzten Möglichkeiten seine
Grenzen und die düster anmutende
Perspektive auf. So entwirft sie in
„Wilderland“ ein beklemmendes
Bild von verwilderten Städten, in de-
nen die Zivilisation ausgelöscht wur-
de und dafür Naturkräfte wieder das
Regiment übernommen haben. Und
das
archaisch
daherkommende
„Young Man In America“ handelt von
einem „rastlosen Charakter auf ei-
ner fiebernden Jagd nach Vergnü-
gungen und Erfolg. Alkohol, Ruhm,
Moneten, Sex - nichts befriedigt
ihn“ (O-Ton Mitchell).
Armes Amerika.
.. Wie die Tochter
eines Romanciers und Englischpro-
fessors ihre Shortstorys über den
Zustand der Heimat musikalisch und
textlich verdichtet, das ist schier um-
werfend. Sie komponiert eben nicht
nur unwiderstehliche Melodien (zum
Beispiel „Tailor“), sondern schreibt
auch wortgewaltige Verse. Eine lu-
penreine Doppelbegabung!
Harald Kepler
M U S I K - * * - * - * - *
KLANG
3/2012 STEREO 121
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